Zum Muttertag stellt sich auch Johann Amsis als Gratulant ein und wünscht allen Müttern einen schönen Feiertag. In seinem Bericht geht es diesmal um die Wasenbrucker Muttertagsfeiern von anno dazumal und um weitere Ereignisse aus den Maitagen.
Viele Jahre war es in Wasenbruck Tradition bereits am Sonntag vor dem Muttertag eine Feier zu veranstalten. Meine Erinnerungen daran beginnen um das Jahr 1960. Es war eine Selbstverständlichkeit für alle Mütter und Großmütter an diesem Sonntag im schönsten Feiertagsgewand zu der Veranstaltung zu kommen. Zu dieser Zeit fand die Muttertagsfeier aufgrund ihrer Beliebtheit und den zahlreichen Besucherinnen noch im Kinosaal (Theatersaal) statt. Die Tische waren festlich geschmückt, Herr Schuch, der Bäcker aus Reisenberg, der auch die Konsum-Filiale belieferte, spendete immer Zuckerkipferl. Obwohl bei dieser Feier nur die Mütter eingeladen waren, kamen natürlich auch wir Kinder mit und haben die ganzen Kipferl bekommen. Der Kaffee und das Schlagobers wurden vom Konsum spendiert und ein weißer und roter vergorener Traubensaft wurde auch noch mitgebracht.
Jede Mutter bekam ein kleines Geschenk, ich glaube das wurde im Hort oder bei den Jugendlichen (Rote Falken) gebastelt. Ein Geschenk habe ich noch in Erinnerung, es war ein kleines Glasröhrchen mit Bast umwickelt und liebevoll verziert, hier konnte man dann eine Blume reinstecken. Wenn ich an diese Muttertagsfeiern denke, kommt mir immer der Geruch von Maiglöckchen in den Sinn, wahrscheinlich standen solche Sträußchen auf den Tischen. Erst fand der offizielle Teil statt, bei dem Marianne Tabaka die Mütter begrüßte. Als Ehrengäste waren meist Frauenlandessekretärin Heli Auer, der Mannersdorfer Bürgermeister und der Ortsobmann der SPÖ Wasenbruck, Richard Tatzber, anwesend. Manchmal war auch Prominenz vertreten, wie im Jahr 1978 die Schauspielerin Marianne Schönauer.
Es wurden dann wie üblich Ansprachen gehalten, die für uns Kinder alles endlos in die Länge zogen. Wir waren ja schon aufgeregt, da anschließend immer ein Theaterstück aufgeführt und Muttertagsgedichte aufgesagt wurden. Nach der Aufführung gab es viel Applaus für uns Kinder. Dann sind schon die Servierdamen mit den großen, silbernen Kaffeekannen und den Schlagobersschüsserln „ausgerückt“. Schlussendlich kamen auch wir Kinder zu unseren ersehnten Zuckerkipferln, die die Mütter gerne an uns abgaben. Von der Wirtin, Frau Hölzl, gab es noch Himbeerwasser, manchmal auch Helborg-Limonade, Bierstangerl oder Brezel für uns zur Stärkung. Aber das wirkliche Highlight stand ganz hinten im Gasthaus, die Eismaschine, wo die Töchter der Familie Hölzl an der Ausgabe standen. Damals haben wir ja nur selten Speiseeis bekommen, meist waren es Sorten wie Himbeer, Zitrone, Vanille oder Schoko. Aber bei einer dieser Muttertagsfeiern gab es erstmals in meinem Leben Marilleneis, das ist mir bis heute in Erinnerung geblieben.
Bei den Muttertagsfeiern hat sogar eine Kapelle aufgespielt und die Mütter haben gesungen und getanzt. Mit jedem Achterl Wein ist die Stimmung ausgelassener geworden und die trockenen Politikerreden waren auch schon längst vergessen. Für mich persönlich haben diese stimmungsvollen Feiern den Grundstein gelegt, um Musikant zu werden. Im Jahr 1979 habe ich dann mit meinen Freunden, den „Wasenbrucker Buam“, zum ersten Mal auf der Muttertagsfeier spielen dürfen – das ist nun auch schon wieder 42 Jahre her.
Abseits der Maifeiern und des Muttertages bedeutete der Monat aber auch den allmählichen Übergang zum Frühsommer. Für viele Wasenbrucker war nun das Garteln angesagt. Der eigene Schrebergarten war früher lebenswichtig, um in der Saison die günstige Selbstversorgung mit Gemüse und Obst sicher zu stellen. Vieles wurde auch eingekocht, um das Jahr über Vorrat zu haben – so wurden Kompott, Marmelade, Gurken oder „Bauschal“ lange haltbar gemacht. Im Herbst wurden auch Erdäpfel in einem Erdkeller eingelagert oder das Suppengemüse in einem Steigerl in Sand gelegt.
Wenn Mitte Mai die Nächte lau wurden, konnte man des Abends bei den Bäumen und beim Gemüse ein lautes surrendes Geräusch hören. Das waren die Maikäfer, die waren damals 3 bis 4 cm groß und sind in riesigen Schwärmen eingefallen. Die haben alles Grüne in den Gärten kahlgefressen, deshalb wurden sie von den Leuten als wahre Plage angesehen. Wenn man auf so einen Käfer draufgetreten ist, hat es richtig gekracht. Samstags haben wir sogar schulfrei bekommen, um die vermeintlichen Schädlinge einzusammeln. Wir haben die Käfer in großen Kohlensäcken aus Jute gesteckt und zur großen Schule gebracht, dort hat man sie in einem Brunnenfass ertränkt und anschließend verbrannt, um sie ja auszurotten. Bei den Maikäfern war man so „gründlich“, dass sie heute in Mitteleuropa weitgehend ausgestorben sind – das rigorose Vorgehen von damals wird heute unterschiedlich betrachtet.
Foto 1: Eine Wasenbrucker Muttertagsfeier anno dazumal (Wasenbrucker Heimatseite/Sammlung Theobald Grohotolski)
Foto 2: Ein Blick ins Publikum (Wasenbrucker Heimatseite)
Foto 3: Der offizielle Teil mit Ansprachen (Wasenbrucker Heimatseite/Sammlung Theobald Grohotolski)
Foto 4: Muttertagsfeier 1978 (Wasenbrucker Heimatseite/Sammlung Theobald Grohotolski)
Foto 5: Theateraufführung mit den Kindern, 1989 (Johann Amsis)
Foto 6: Theateraufführung mit den Kindern, 1989 (Johann Amsis)
Foto 7: Die Wasenbrucker "Servierdamen" (Wasenbrucker Heimatseite/Sammlung Theobald Grohotolski)