Online-Gschichtl Nr. 82

Bürgermeister Franz Zerzawy - Von Untertannowitz nach Mannersdorf

In den 1920er- und 1930er-Jahren wurde die Mannersdorfer Gemeindepolitik durch Bürgermeister Josef Haidn geprägt. Kaum bekannt ist hingegen sein Amtsvorgänger Franz Zerzawy, dessen Lebensweg Michael Schiebinger ein zweiteiliges Online-Gschichtl widmet.

 

Franz Zerzawy (auch Zerzavy) war kein gebürtiger Mannersdorfer, wie andere Persönlichkeiten unserer Stadt stammte er aus Mähren. Er kam am 5. November 1886 im Schulhaus von Untertannowitz als Sohn des gleichnamigen Oberlehrers Franz Zerzawy und der Maria, geborene Kerschbaum, zur Welt. Franz hatte sieben mehrheitlich ältere Schwestern sowie einen jüngeren Bruder namens Adalbert. Sein gleichnamiger Großvater war Oberlehrer in Winau bei Znaim/Únanov gewesen, der junge Franz wuchs also in eine Lehrerfamilie hinein, die zweifelsohne großen Wert auf die Erziehung und Bildung ihrer Kinder legte. Zerzawys südmährischer Geburtsort Untertannowitz/Dolní Dunajovice befindet sich nahe der Stadt Mikulov/Nikolsburg, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Niederösterreich entfernt. Als Zerzawy geboren wurde, hatte das Dorf gut 2500 Einwohner, die allesamt deutschsprachig waren. 16 Jahre vor Zerzawy wurde in Untertannowitz ein noch berühmterer Politiker der Sozialdemokratie geboren, Karl Renner. Dieser entstammte einer kinderreichen Weinbauernfamilie und könnte von Franz Zerzawys Vater, dem örtlichen Oberlehrer, unterrichtet worden sein. Später besuchte Renner das Gymnasium in Nikolsburg und ging 1889 zum Militärdienst sowie zum Studium nach Wien. Ob sich Karl Renner und Franz Zerzawy jun. näher kannten, ist ob des Altersunterschiedes von 16 Jahren fraglich – Zerzawy war erst drei Jahre alt, als Renner in die Hauptstadt aufbrach.

Franz Zerzawy besuchte sicherlich die Volksschule von Untertannowitz, diese war ja auch sein Geburtshaus. Das alte Schulhaus neben der Pfarrkirche wurde bis 1894 genutzt, danach übersiedelte der Schulbetrieb in einen großzügigen Neubau. Nach der Volksschule könnte der junge Franz, wie einst Karl Renner, das Gymnasium in Nikolsburg besucht haben oder zumindest eine Mittelschule. Dies war eine Voraussetzung für seine weitere berufliche Entwicklung, denn Zerzawy sollte wie sein Vater und Großvater Lehrer werden. Die notwendige Ausbildung könnte er in der mährischen Landeshauptstadt Brünn/Brno oder in der Residenzstadt Wien absolviert haben. Nach der Jahrhundertwende dürfte er sich jedenfalls bereits im Wiener Umland aufgehalten haben, denn 1907 schien Franz Zerzawy als Chormeister des „Ebergassinger Sängerbundes“ auf. Er dürfte folglich eine gewisse musische Begabung gehabt haben, wenngleich es damals zur Tätigkeit des Lehrers gehörte, ein Musikinstrument spielen und auch Singen zu können.

Bald kam Zerzawy dann nach Mannersdorf, wo er im Mai 1909 an der Volksschule zum „Lehrer II. Klasse“ ernannt wurde. In Mannersdorf dürfte er auch Maria Anna Caba kennengelernt haben, die die Tochter des Karl Caba war. Die Familie Caba war aus Rohregg bei Persenbeug zugezogen, wo der Vater als k. k. Revierförster auf dem dortigen Anwesen der Habsburger in Diensten stand. In Rohregg war Maria Anna am 5. Dezember 1888 zur Welt gekommen und war somit nur zwei Jahre jünger als ihr künftiger Ehemann Franz Zerzawy. Am 5. Februar 1912 wurde das junge Paar in der Pfarrkirche St. Elisabeth auf der Wieden getraut. Für das junge Paar stellte sich auch bald das Familienglück ein, denn am 12. März 1913 wurde Tochter Gertrud Auguste geboren.

Während des Ersten Weltkrieges musste auch Franz Zerzawy seinen Kriegsdienst in der k. u. k. Armee leisten. Am 1. August 1916 wurde Zerzawy zum Leutnant der Reserve befördert, er gehörte damals dem Feldjägerbataillon Nr. 16 an. Im Kriegsjahr 1917 wurde er, der damals noch im Militärdienst war, vom „Lehrer II. Klasse“ zum „Volksschullehrer I. Klasse“ an der Knabenvolksschule Mannersdorf ernannt. Nach dem Ende des Krieges kam Zerzawy zurück zu seiner Familie nach Mannersdorf, wo am 8. Juli 1919 Sohn Adalbert Franz zur Welt kam.

 

Fortsetzung folgt …


Foto 1: Franz Zerzawy in den 1920er-Jahren (Archiv Karl Trenker)

Foto 2: Franz Zerzawy als Lehrer der Knabenvolksschule Mannersdorf, um 1910 (?) (Archiv Karl Trenker)

Foto 3: Franz Zerzawy und seine Schüler, um 1910 (?) (Archiv Karl Trenker)