Im zweiten Teil des Online-Gschichtls widmet sich Michael Schiebinger diesmal der Tätigkeit Johann Kopfs als Bürgermeister und seinen persönlichen Schicksalsschlägen.
Der Gemeindeausschuss, wie der Gemeinderat einst genannt wurde, wurde in der Monarchie durch das Kurienwahlrecht bestimmt. Die Kandidaten wurden also nach ihrem Stand, ihrer Bildung und ihrem Einkommen den vier „Wahlkörpern“ bzw. „Kurien“ zugewiesen. Es bestand also kein gleiches Wahlrecht, denn auch die Wähler wurden entsprechend in Kurien eingeteilt. Bei der Wahl des Gemeindeaussschusses im Jahr 1906 kandidierte Johann Kopf erfolgreich für den vierten Wahlkörper, er wurde dann im Gemeindeausschuss einstimmig zum Bürgermeister wiedergewählt. Dem Ausschuss gehörten vier Gemeinderäte an, die die Geschäfte führten und weitere 23 Mitglieder. Wegen seiner Kandidatur dürfte Kopf bereits im April 1906 das Amt des Feuerwehrhauptmannes an Friedrich Sollak abgegeben haben.
In Kopfs Amtszeit als Bürgermeister haben sich einige Elementarereignisse ereignet, so trat 1907 die Leitha über die Ufer und hat auch Wasenbruck mit ihrem Hochwasser heimgesucht. 1908 folgte dann ein schweres Erdbeben, das auch in Mannersdorf zu erheblichen Schäden an den Häusern führte. 1910 sorgte dann die Maul- und Klauenseuche für schwere Verluste, da kein Bauernhof davon verschont blieb. Im selben Jahr brach dann auch noch eine Scharlachepidemie aus, die die Sommerfrischegäste überhastet aus Mannersdorf abreisen ließ. Und 1913 brannte dann auch noch der Turm der Pfarrkirche in Folge eines Blitzeinschlages aus.
Unter Bürgermeister Kopf wurde man sich 1910 nun auch über den dringend notwendigen Ausbau des Schulhauses einig, vielleicht half auch der Umstand, dass Kopf im Bezirksschulrat saß. Der Ausbau wurde rasch umgesetzt und konnte zu Beginn des Jahrs 1911 eingeweiht werden. Das Jahr 1911 bedeutete aber auch einen persönlichen Schicksalsschlag für Bürgermeister Kopf, seine Gattin Franziska verstarb am 6. August plötzlich an einem Herzfehler, mit gerade erst 40 Jahren.
1912 stand das nächste Wahljahr an, Johann Kopf kandidierte abermals erfolgreich und wurde im August des Jahres mit 17 von 25 Stimmen zum Bürgermeister wiedergewählt. In einer Zuschrift an den Bezirksboten wurde gegen Kopf polemisiert und ihm vorgeworfen, nur durch die Sozialdemokraten zum Bürgermeister gewählt worden zu sein. Im Bezirksboten meldete sich Johann Kopf auch selbst zu Wort und versicherte, dass er nicht alleine mit den 7 Stimmen der Sozialdemokraten gewählt wurde. Er betonte zudem, dass er zwar der Christlich-Sozialen Partei angehören würde, aber nie Politik im eigentlichen Sinn betrieben hätte. Auch würden die Sozialdemokraten in den Augen der Mehrheit der Mannersdorfer christlicher handeln, „als die christlichsozial sich Nennenden“, wie der Bürgermeister es beschrieb. Kopf schien folglich ein Bürgermeister des Ausgleichs gewesen zu sein, dem offenbar politische Spielchen zuwider waren.
Im Jahr 1913 beschloss der Gemeinderat dann einen „Sommerturnplatz“ zu errichten. Der Platz dürfte nicht nur für die Schulkinder gedacht gewesen sein. In der damaligen Zeit erlebte der Turnsport einen großen Aufschwung und es entstanden allen Orten Turnvereine, die meist auch eine politische Orientierung verfolgten. Seit 1913 war Bürgermeister Kopf zudem Mitglied des Bezirksstraßenausschusses, in der Brucker Grundverkehrskommission war er ebenso tätig. Auch andere Ehrenämter fielen Kopf zu, so war er Ehrenhauptmann der Freiwilligen Feuerwehr, Obmann der Sparkasse und Obmann des örtlichen Piusvereins zur „Förderung des katholischen Pressewesens“ – er saß zudem in der Waisenkommission und im Ortsschulrat.
1914 war es auch in Mannersdorf mit der ländlichen Beschaulichkeit vorbei, im Juni wurde Thronfolger Franz Ferdinand mit seiner Gattin in Sarajewo erschossen. Ein Monat danach erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg und eine unheilvolle Kettenreaktion setzte sich in Gang. Im Juli 1914 waren viele noch ganz euphorisch, der Weltkrieg brachte aber bald Leid und Elend – nicht nur auf den Schlachtfeldern, sondern auch zuhause. Zahlreiche Mannersdorfer mussten einrücken, um für „Kaiser und Vaterland“ zu kämpfen. 72 (!) kamen nie mehr zurück.
Johann Kopf traf damals auch ein weiterer persönlicher Schicksalsschlag, sein Bruder Anton, der ledig blieb, verstarb mit 42 Jahren an der Ruhr, einer Krankheit die damals zusätzlich zum Kriegsgeschehen grassierte. Währenddessen musste Johann Kopf seine minderjährigen Kinder alleine erziehen. Im Juni 1916 erkrankte dann der Bürgermeister selbst schwer, er litt unter Kehlkopf- und Lungentuberkulose. Kopf überlebte die Krankheit nicht und verstarb noch am Morgen des 11. Juni 1916 im Alter von 54 Jahren. Zwei Tage später wurde der verstorbene Bürgermeister und Wirtschaftsbesitzer am Mannersdorfer Friedhof beigesetzt. An dem Begräbnis beteiligten sich laut Bezirksboten „tausende Trauergäste“, darunter die Honoratioren des Bezirks, die Vertreter der Nachbargemeinden, Feuerwehrabordnungen und die Musikkapelle des Veteranenvereins. Im Nachruf des Bezirksboten wurde Johann Kopf als bescheiden und humorvoll charakterisiert, auch habe er stets eine besondere Wohltätigkeit gezeigt. Nach dem plötzlichen Tod von Johann Kopf wurde Franz Parrer zum Nachfolger in das Amt des Bürgermeisters gewählt. Parrer wurde auch zum Vormund der noch minderjährigen Kinder Franziska, Johann, Franz und Josef Kopf bestellt, die nun Vollwaisen geworden waren. Im Oktober 1916 wurden aus dem Nachlass von Johann Kopf verschiedene Äcker versteigert, der Erlös sollte wohl den Kindern zugutekommen.
Foto 1: Bürgermeisterporträt von Johann Kopf im Gemeinderatssitzungssaal (Karl Trenker)
Foto 2: Das Bürgermeisteramt (Schild am Giebel) im Haus von Johann Kopf (Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)
Foto 3: Bürgermeister Johann Kopf, um 1912 (Karl Trenker/Stadtmuseum)
Foto 4: Der Katholische Schulverein um 1912, Bürgermeister Johann Kopf sitzend Zweiter von links, Pfarrer Josef Kopetzky sitzend Vierter von links (Karl Trenker/Stadtmuseum)