Nachdem Michael Schiebinger bereits über Pfarrer Ambros Zettl und Pfarrer Johann Glogowatz berichtet hat, soll nun heute die chronologische Lücke zwischen beiden Geistlichen geschlossen werden.
Pfarrer Ambros Zettl war im Oktober 1876 überraschend verstorben, im Folgejahr sollte daher Karl Hollschek die Pfarrstelle in Mannersdorf übernehmen und hier seinen Dienst bis 1885 versehen. Hollschek war am 8. April 1823 in Eltschowitz/Elčovice (heute Lčovice) bei Prachatitz/Prachatice in Südböhmen geboren worden. Seine böhmische Herkunft verband ihn mit Ambros Zettl, altersmäßig gehörte er aber bereits der nachfolgenden Priestergeneration an. Hollschek wuchs im Biedermeier auf, einer Zeit, in der die katholische Kirche versuchte das Erbe der josephinischen Reformpolitik abzuschütteln. Die alte und enge Verbindung zwischen Thron und Altar wurde wieder gesucht, auf die Generation Josephs II. folgte nun auch eine deutlich reformkritische Generation an Bischöfen und Pfarrherren. In dieser Zeit sollte der junge Karl Hollschek zum Priester ausgebildet werden, das Studium dürfte er dabei wohl in Wien absolviert haben. Im Jahr 1846 wurde Hollschek zum Priester geweiht, er blieb funktionell Diözesan- oder Weltpriester, trat also in keinen Orden ein.
Seine erste Stelle nach der Priesterweihe nahm Hollschek als Kooperator in der Stadtpfarre Laa an der Thaya an. Im Revolutionsjahr 1848 kam er dann als Katechet und Kooperator in die Pfarre Ernstbrunn. Nach wenigen Jahren Tätigkeit im Weinviertel wurde Hollschek 1851 als Kooperator nach Wiener Neustadt berufen.
Im Jahr 1864 wurde Hollschek als Seelsorger an die Krankenanstalt der Rudolfstiftung im 3. Wiener Gemeindebezirk berufen. Die Einrichtung war wenige Jahre zuvor, im Jahr 1858, von Kaiser Franz Joseph zur Geburt seines Sohnes und ersehnten Thronfolgers Rudolf gestiftet und nach dem Kind benannt worden. Da das Krankenhausgebäude erst 1865 fertiggestellt und eingeweiht wurde, war somit Karl Hollschek gemeinsam mit Wenzel Welzwich der erste Seelsorger der neuen Einrichtung. Später wurde Hollschek sogar offiziell zum Rektor der Krankenhausseelsorge an der Rudolfsstiftung ernannt und blieb dort bis zu seinem Wechsel nach Mannersdorf tätig.
1876 bewarb sich Karl Hollschek für die Pfarrstelle in Mannersdorf, was ihn dazu bewog, bleibt unklar, vielleicht zog es den damals 53-Jährigen wieder auf das Land. Es war jedenfalls ein nicht unerheblicher Wechsel von der Krankenhausseelsorge zur Pfarrseelsorge. Am 19. März 1877 wurde Hollschek letztlich als Pfarrer von Mannersdorf investiert. Über die 9 Jahre seiner Tätigkeit ist bisher wenig bekannt, seine verhältnismäßig kurze Zeit in Mannersdorf wurde wohl zu sehr von den langen Amtszeiten seines Vorgängers Zettl und seines Nachfolgers Glogowatz überschattet. Die Jahre um 1880 waren in Mannersdorf aber durchaus ereignisreich, 1878 erhielt der Ort immerhin ein Postamt, 1882 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet und 1884 gelang die Erschließung mit der Eisenbahn. Aus den Kirchenbüchern wird ersichtlich, dass Pfarrer Hollschek durch den Kooperator Karl Dočkalik unterstützt wurde, der u.a. die meisten Taufen vornahm und bereits unter Pfarrer Zettl in Mannersdorf wirkte.
Im Jahr 1885 verließ Karl Hollschek Mannersdorf, über seinen Weggang kann nur spekuliert werden, möglicherweise konnte er hier nicht heimisch werden oder es bestanden Konflikte. Er wurde am 17. September 1885 als Pfarrer im nahen Himberg investiert, während die Mannersdorfer Pfarrstelle neu ausgeschrieben und letztlich mit Johann Glogowatz besetzt wurde. Hollschek indes blieb seine letzten Lebensjahre in der Pfarre Himberg, wo er am 14. Oktober 1902 nachmittags im Pfarrhof mit 79 Jahren an Altersschwäche verstarb. Der Geistliche Rat und Ehrenbürger von Himberg wurde drei Tage später am dortigen Friedhof beigesetzt.
Foto 1: Hand- und Unterschrift von Pfarrer Karl Hollschek (Matricula, Pfarre Mannersdorf, Taufbuch 1876-1884)
Foto 2: Ernstbrunn mit der Pfarrkirche, früher Wirkungsort von Karl Hollschek (ÖNB AKON, http://data.onb.ac.at/AKON/AK069_334)
Foto 3: Mannersdorf, 9 Jahre Wirkungsstätte von Pfarrer Karl Hollschek (Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)
Foto 4: Himberg, letzte Pfarrstelle von Karl Hollschek am Lebensabend (ÖNB AKON, http://data.onb.ac.at/AKON/AK055_074)