Online-Gschichtl Nr. 40

Der Bildhauer Martin Hof (1890-1948)

Jugend und Ausbildung

Über den Mannersdorfer Künstler Josef Hof haben wir in den Online-Gschichtln bereits berichtet. Ava Pelnöcker und Michael Schiebinger widmen sich diesmal Josefs Vater, dem Bildhauer Martin Hof sen., dessen umfangreiches Schaffen heute vergessen scheint – Grund genug, um das facettenreiche Leben und Werk dieses Mannersdorfer Künstlers in drei Teilen zu würdigen. Ein besonderer Dank gilt dabei der Familie Hof, die Fotos und Unterlagen für die Recherche zur Verfügung gestellt hat und wichtige Hinweise gab!

 

Die Familie Hof stammte aus Wimpassing an der Leitha, „Stammvater“ Andreas Hof war dort als Schuhmachermeister tätig. Sein gleichnamiger Sohn kam nach Mannersdorf, heiratete und war hier als ebenfalls Schuhmacher tätig. Auch sein Bruder Josef (geb. 1841), ein Steinmetzgeselle, fand den Weg nach Mannersdorf und ehelichte 1870 Elisabeth Lichtenheimer (geb. 1843). Der Ehe entstammte 1871 zunächst Sohn Josef, 1872 folgte Sohn Heinrich, der später ebenfalls Steinmetzgehilfe werden sollte. 1873 wurde dann ein dritter Sohn geboren, der wieder den Namen Josef erhielt. Auch er wurde Steinmetz und heiratet 1914 in Mareit in Südtirol. Es folgten fünf weitere Kinder, die in Mannersdorf zur Welt kamen.

Josef und Elisabeth Hof dürften um 1880 nach Mareit in Südtirol übersiedelt sein, dorthin scheinen sie über die Wiener Union-Baugesellschaft gelangt zu sein, diese betrieb nicht nur einen Steinbruch in Mannersdorf, sondern seit 1879 auch Steinbrüche in Ratschings und Mareit bei Sterzing. Die Familie wohnte beim Steinbruch bzw. in der Reinsäge im Dorf Ratschings bei Mareit, während Vater Josef als Steinbruchpolier tätig war. In Ratschings wurden 1882 Tochter Dorothea, 1884 Sohn Raimund, 1885 Tochter Elisabeth und 1888 Tochter Anna geboren, sie mehrten einmal mehr den Kindersegen der Familie.

Am 4. Dezember 1890 um 7 Uhr abends wurde Josef und Elisabeth Hof noch ein „Nachzügler“ geboren, der bei der Taufe in der Pfarrkirche Mareit den Namen Martin erhielt. Ob Martin noch in Südtirol aufwuchs, ist ungewiss, während Teile der kinderreichen Familie in Mareit blieben, dürfte Martin mit den Eltern nach Mannersdorf zurückgekehrt sein. Er wird früh beim Vater mit dem Steinmetzhandwerk in Berührung gekommen sein. Dieser war nach der Rückkehr nach Mannersdorf als hiesiger Steinbruchleiter der Wiener Union-Baugesellschaft tätig.

Martins Ausbildungsweg führte ihn mit gerade einmal 14 Jahren zurück nach Südtirol, genauer gesagt nach Laas, dem berühmten Abbauort des gleichnamigen Marmors. Bereits im Jahr 1873 wurde in Laas, anlässlich der Wiener Weltausstellung, durch Johannes Steinhäuser ein erster marmorverarbeitender Betrieb gründet. Fortan wurde die Bezeichnung „Laaser Marmor“ zum Handelsnamen für den weißen Stein aus Südtirol. Steinhäuser musste sein Unternehmen jedoch 1881 an die Wiener Union-Baugesellschaft abtreten, die – wie bereits erwähnt – auch den Steinbruch in Mannersdorf betrieben hatte. In den Jahren 1879 bis 1911 bzw. 1929 bestand in Laas die „k. k. Fachschule für Steinbearbeitung“. Diese wurde 1982 als „Berufsfachschule für Steinbearbeitung Johannes Steinhäuser“ wiedergegründet. In zweijähriger Ausbildung können dort heute das Steinmetzhandwerk und die Steinbildhauerei erlernt werden.

Zurück zu Martin Hof, dieser begann seine Ausbildung an der Fachschule in Laas am 1. September 1904 und zwar in der Abteilung für Bildhauerei. Dort wurden ihm verschiedene Fertigkeiten vermittelt, neben Fächern wie Zeichnen, Technologie der Gesteine, Kunstgeschichte und Buchhaltung erhielt er jede Menge Werkstättenunterricht. Martin dürfte ein guter Schüler gewesen sein, da er mehrheitlich mit „lobenswert“ beurteilt wurde. Unterrichtet wurde er in der alten, aufgehobenen Markuskirche von Laas. Ein Foto der Modellierklasse könnte, der Überlieferung Josef Hofs zufolge, seinen Vater Martin als jungen Schüler mit weißem Mantel zeigen. Am 31. Juli 1909 beendete Martin Hof erfolgreich seine Schulausbildung und durfte nun das Bildhauergewerbe selbstständig ausüben.

 

Fortsetzung folgt …


Foto 1: Martin Hof sen. im Jahr 1923 (Familie Hof)

Foto 2: Ansicht von Laas im Südtiroler Vintschgau, 1899 (AKON/ÖNB, http://data.onb.ac.at/AKON/AK070_294)

Foto 3: Aufgehobene Markuskirche in Laas, hier war einst die Fachschule untergebracht (Wikipedia, User Whgler, 2019, CC BY-SA 4.0)

Foto 4: Modellierklasse in der Fachschule Laas, der Überlieferung nach soll Martin Hof der rechts stehende Junge mit dem weißen Mantel sein (Familie Hof)

Foto 5: Martin Hofs Abgangszeugnis von der k.k. Fachschule Laas, 1909 (Familie Hof)