Hans Schwengersbauer hat viele Jahre in regelmäßigen Abständen interessante Beträge zur Geschichte unserer Stadt verfasst und in den Mannersdorfer Einblicken publiziert. Aus verschiedenen Gründen konnte er diese Reihe nicht weiter fortsetzen. Im Vorjahr hat Hans Schwengersbauer dann Michael Schiebinger ein Manuskript zu den Mannersdorfer „Namensbrüdern“ übergeben, in der Hoffnung, dass dieses einmal publiziert wird. Das heutige „Online-Gschichtl“ gründet daher dankenswerter Weise auf den Nachforschungen von Hans Schwengersbauer, die um wenige Details ergänzt wurden.
Der Name unserer Stadt wird von „Meginhart“ oder „Meinhart“ abgeleitet, der Ort wurde also nach der Person benannt, die die frühe Siedlung besessen oder vielleicht auch gegründet hat. Erstmals namentlich erwähnt wurde der Ort im Jahr 1233, im Laufe der Jahrhunderte hat sich dann die heutige Namensform entwickelt.
Blicken wir auf die „Namenbrüder“ von Mannersdorf, wie sie Hans Schwengersbauer sehr treffend bezeichnet, so gibt es in Österreich einige davon. Im Mittelburgenland südlich von Oberpullendorf liegt Mannersdorf an der Rabnitz mit etwa 500 Einwohnern, dessen Ortsname im Ungarischen „Répcekethely“ und im Kroatischen „Malištrof“ lautet. Auch hier gab es alte deutsche Namensformen wie „Meynhardt“ oder „Meinhart“. Der zweite größere Ort des Namens ist Mannersdorf an der March, das heute zur Marktgemeinde Angern an der March gehört und ebenfalls an die 500 Einwohner zählt. Der Ortsname dürfte sich auch hier von einem „Manhard“ oder „Mainhardt“ ableiten.
Neben den großen Orten des gleichen Namens gibt es noch einige kleine Orte, die heute größeren Gemeinden angehören. Im Bezirk St. Pölten Land gibt es gleich drei „Mannersdörfer“, das eine in der Gemeinde Markersdorf-Haindorf und das zweite in der Gemeinde Neustift-Innermanzing – beide Orte haben jeweils gut 50 bis 70 Einwohner. Das dritte ist Langmannersdorf in der Gemeinde Perschling, auch hier bestanden in der Vergangenheit die Namensformen „Meinhartsdorf“ und „Meyinhartsdorf“.
Etwas mehr Mannersdorfer leben immerhin im gleichnamigen Ort in der Gemeinde Raxendorf im nördlichen Bezirksteil von Melk. Mannsdorf an der Donau im Marchfeld hat einen ähnlich klingenden Namen und Manhartsbrunn im südlichen Weinviertel geht abermals auf einen „Meginhard“ oder „Meinhard“ zurück.
Auch in unseren Nachbarländern hat sich der Name Mannersdorf verbreitet. In Niederbayern stößt man in der Gemeinde Zeilarn im Landkreis Rottal-Inn auch auf gut 50 Mannersdorfer, denn auch dort gibt es einen passend benannten Ort. In Tschechien befindet sich im Südmährischen Kreis in der Gemeinde Bohdalice-Pavlovice ein Ort namens „Manerov“, dessen deutschsprachiger Name „Mannersdorf“ ist. Der Ort war 1785 von Raimund Wolfgang von Manner gegründet und nach ihm benannt worden. Weiter östlich in der Slowakei, genauer gesagt bei Kežmarok (Käsmark) in der Zips, liegt der Ort Vrbov. Er wurde im Mittelalter auf Latein als „Villa Meynhardi“, also „Dorf des Meinhard“, bezeichnet, auch auf Ungarisch lautet der Ortsname „Ménhárd“. Auf Landkarten des 18. Jahrhunderts scheint der Ort als „Menhartsdorf“ oder „Menersdorf“ auf.
Neben den heute bestehenden „Mannersdörfern“ hat Hans Schwengersbauer auch noch einen Ort aufgespürt, der heute nicht mehr existiert. So bestand im Bereich des 15. Wiener Gemeindebezirks ein „Meinhartsdorf“, das um 1485 zugrunde ging und an das heute die Meinhartsdorfgasse erinnert. Ein weiteres Mannersdorf bestand einst bei Măgheruș (Maniersch) in Siebenbürgen und eines in der slowenischen Steiermark bei Podčetrtek (Windisch Landsberg).
Kurzum Mannersdorf war und ist überall, könnte man frech behaupten …
Fotos: Archiv Michael Schiebinger